Initiative „Rettet die Bahn!“ – zehn Forderungen

Das Bündnis Bahn für Alle hat heute in Berlin im Haus der Bundespressekonferenz am Berliner Schiffbauerdamm 40 seinen „Alternativen Geschäftsbericht Deutsche Bahn AG 2018“ sowie einen Katalog mit zehn Forderungen zur Rettung der Bahn vorgelegt. Im Podium saßen:

  • Claus Weselsky, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), siehe auch Beitrag „Was hilft der Bahn wirklich“, GDL-Magazin „Voraus“ 3/2019)
  • Prof. Dr. Wolfgang Hesse, Fahrplanexperte; Bürgerbahn statt Börsenbahn (BsB), siehe auch Beitrag zum Deutschland-Takt
  • Dr. Bernhard Knierim, Buchautor; Verkehrswissenschaftler, Mitverfasser des Alternativen Geschäftsberichts Deutsche Bahn AG (siehe dazu auch Zusammenfassung: „25 Jahre Deutsche Bahn AG – Eine Bilanz“)
  • Dr. Eisenhart von Loeper, Rechtsanwalt, Sprecher des Aktionsbündnisses gegen Stuttgart 21
  • Dr. Winfried Wolf, Verkehrswissenschaftler, Buchautor; Mitverfasser des Alternativen Geschäftsberichts Deutsche Bahn AG

Initiative „Rettet die Bahn!“ – zehn Forderungen

Der Schienenverkehr in Deutschland und die Deutsche Bahn (DB) befinden sich in einer schweren Krise. Dies wird in vielen Medien-Beiträgen verdeutlicht (siehe zum Beispiel „Die Anstalt“ vom 29. 1. 2019). Dabei ist heute eine nachhaltige Bahn notwendiger denn je. Daher fanden wir uns als „Initiative Rettet die Bahn“ zusammen und stellen die folgenden zehn Forderungen zur Diskussion.

  1. Mobilität: Gerecht, nachhaltig, sozial // Die Benachteiligung der Schiene gegenüber den weniger nachhaltigen Verkehrsträgern muss beendet werden. Subventionen sind nur sinnvoll für Verkehrsarten mit optimaler Klimabilanz, die zugleich allen zur Verfügung stehen (Fußgänger, Fahrrad, ÖPNV, Bahn).
  2. BürgerBahn. Demokratische Bahn. Nachhaltigkeitsbahn // Die Erfahrungen mit bisher erfolgten Privatisierungen und Aufspaltungen sind negativ. Das Ja zum Deutschlandtakt unterstreicht die Notwendigkeit einer „Bahn in einer Hand“. Das starke Engagement der DB in risikoreichen Auslandsgeschäften sowie in Lkw-Speditionen ist kontraproduktiv. Unternehmensform und Statut der DB müssen den drei Zielen dienen: mehr Schienenverkehr, maximale Sicherheit, optimaler Fahrgastkomfort. Es gilt Gemeinwohlorientierung anstelle Gewinnmaximierung.
  3. Das Betätigungsfeld der DB ist Deutschland // Die DB ist für die Schieneninfrastruktur und für den Schienenverkehr in Deutschland verantwortlich. Engagements außerhalb von Deutschland und jenseits der Schiene sind deutlich zu reduzieren.
  4. Keine Konzentration auf Großprojekte // Begonnene und geplante Großprojekte (Stuttgart 21, Zweite S-Bahn-Stammstrecke München, Hamburg-Altona/Diebsteich, Fehmarn-Belt-Querung) werden auf den Prüfstand gestellt.
  5. Infrastruktur in einer Hand – Trassenpreise senken // Die Infrastruktur-Unternehmen DB Netz, Station & Service und DB Energie sind in einem Unternehmen und ohne Personalabbau im produktiven Bereich zusammenzufassen. Die Nutzungsentgelte werden mit dem Ziel „Verlagerung auf die Schiene“ deutlich gesenkt. Gewinne werden in die Infrastruktur reinvestiert (keine Gewinnabführung an die Holding).
  6. Vereinfachtes, attraktives Preissystem // Notwendig ist eine Tarifreform mit deutlicher Senkung der regulären Preise und dem Verzicht auf Schnäppchentickets zu Dumpingpreisen. Dazu gehören deutlich niedrigere Preise für BahnCard 50 und BahnCard 100, sodass diese Mobilitätskarten eine massenhafte Verbreitung finden wie in der Schweiz.
  7. Nachtzüge wieder einführen – grenzüberschreitenden Schienenverkehr ausbauen // Notwendig ist der Wiederaufbau eines europaweiten Tages- und Nachtzugnetzes. Damit wird Luftverkehr auf die Schiene verlagert.
  8. Deutschland-Takt konkretisieren // Das Ja zum Deutschlandtakt erfordert eine deutliche Verbesserung der Zielfahrpläne, die Ertüchtigung von Bahnknoten, den Netzausbau, die Erweiterung vieler eingleisiger Strecken zu Zweigleisigkeit, deutlich mehr Elektrifizierung und die Wiedereinführung einer Zuggattung im Fernverkehr, die die Fläche erschließt (ähnlich dem früheren InterRegio). Ziel ist eine deutliche Verlagerung von Pkw-, Lkw- und Flugverkehr auf die Schiene.
  9. Mitarbeiter stärken, Management verschlanken // Der wichtigste Aktivposten der Bahn sind die Beschäftigten. Notwendig ist eine deutliche Aufstockung der Zahl der im produktiven Bereich Beschäftigten. Insbesondere die unteren Lohngruppen müssen besser entlohnt und die Arbeitsbedingungen und Schichtsysteme überarbeitet werden. Die Beschäftigten müssen sich wieder mit der DB identifizieren können. Im Managementbereich wird ein Personalabbau angestrebt. Grundsätzlich muss das Führungspersonal aus Menschen bestehen, die „Schiene leben“.
  10. Strategische Ausrichtung // Die Einflussnahme bahnfremder Lobbygruppen und der Einfluss bahnfremder Unternehmensberater auf die Bahn sind deutlich zu reduzieren. Die Gremien der DB sollten aus Fachleuten bestehen, die demokratisch legitimiert, in Sachen Bahn kenntnisreich, unabhängig und vor allem leidenschaftlich engagiert sind für eine nachhaltige und soziale Bahn-Mobilität.

Wer die Bahn retten will, muss für eine Flächenbahn, für eine Bürgerbahn und für eine nachhaltige Bahn eintreten. Wir tun das! Unterstützen Sie uns!

Unterzeichnende Personen (Stand: März 2019).

Prof. Dipl.-Ing. Karl-Dieter Bodack, M.S.; Gröbenzell // Thilo Böhmer, Lokführer und GDL-Mitglied; Rodgau // Dr. Christoph Engelhardt, Geschäftsführer WikiReal.org; Garching bei München// Klaus Gietinger, Regisseur, Autor, Sozialwissenschaftler; Frankfurt/M. // Dipl.-Ing. Eberhard Happe, Bundesbahndirektor a. D.; Celle // Johannes Hauber, Betriebsratsvorsitzender i. R.; Mannheim // Prof. Dr. Wolfgang Hesse, Informatiker und Fahrplan-Experte; München // Joachim Holstein, ehem. Zugbegleiter, BR und Wirtschaftsausschuss Mitropa und DB ERS, Nachtzug-Bündnis „Back on Track“; Hamburg // Dipl.-Ing.(BA) Andreas Kegreiß, Aktionsbündnis gegen S21, SPD-Mitglied; IHK Verkehrsausschuss Region Stuttgart // Andreas Kleber; Schorndorf // Dr. Bernhard Knierim, Biophysiker und Verkehrswissenschaftler; Werder/Brandenburg // Prof. Dr. Hermann Knoflacher; Wien // Thomas Kraft, Landesvorsitzender PRO BAHN Hessen; Lahnau  // Katrin Kusche, Redaktion „Ossietzky“; Berlin // Monika Lege, Politologin; Hamburg // Sabine Leidig, MdB, bahnpolitische Sprecherin Fraktion DIE LINKE; Kassel // Arno Luik,  Journalist und Autor; Hamburg // Prof. Dr. Heiner Monheim, Geograph, Stadt- und Verkehrsplaner, Mitinhaber von raumkom Institut für Raumenwicklung und Kommunikation; Trier, Bonn, Malente // Dipl.-Physiker Roland Morlock, Deutscher Bahnkundenverband Baden-Württemberg; Stuttgart// Albrecht Müller, Nachdenkseiten; Pleisweiler // Julian Smaluhn – Referent für Mobilität bei Robin Wood // Dipl-Ing. Carl Waßmuth, Gemeingut in BürgerInnenhand – GiB; Berlin // Dr. Winfried Wolf; Michendorf

Unterstützende Verbände, Organisationen, Medien:

Bahn für Alle // Gemeingut in BürgerInnenhand – GiB // Redaktion Lunapark21 // NachDenkSeiten // Redaktion Ossietzky // Robin Wood

Kontakt: Winfried Wolf E-Mail redmole@gmx.net // Fon 0175 – 53 78 666