Tiefensee soll Mehdorn zur Räson rufen

Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) soll dafür Sorge tragen, dass das Bundesunternehmen Deutsche Bahn AG (DB) sich seiner Geschichte stellt und den „Zug der Erinnerung“ nicht weiter behindert, hat das Bündnis „Bahn für Alle“ gefordert. Die DB dürfe dem Erinnerungszug keine Trassenpreise berechnen.

In einem bisher ohne Antwort gebliebenen Brief an Tiefensee schreibt das Bündnis, das sich gegen die Privatisierung der Bahn wendet: „Die Deutsche Bahn AG weigert sich weiterhin, die Rolle der Reichsbahn im NS-Regime öffentlich und angemessen zu thematisieren.“ Tiefensee müsse als Vertreter des DB-Eigentümers den Konzernchef Hartmut Mehdorn zur Räson rufen, sagte Winfried Wolf von „Bahn für Alle“.

Der „Zug der Erinnerung“ transportiert eine mobile Ausstellung mit Biografien verschollener Kinder aus vielen europäischen Staaten. Nach unbestätigten Schätzungen wurden über eine Million Kinder und Jugendliche auf dem deutschen Schienennetz in die Vernichtungslager verschleppt. Die Massentransporte organisierte die „Deutsche Reichsbahn“. Nur wenige Deportierte kehrten zurück.

Derzeit werde der Ausstellungszug „an fast allen Orten, zu denen er fährt oder fahren soll, durch die Deutsche Bahn AG erheblich behindert“, kritisierte „Bahn für Alle“ in dem Brief. Die DB AG stelle dem Erinnerungszug Trassengebühren und Stationspreise wie für ein kommerzielles Unternehmen in Rechnung.

Dass der DB-Vorstand anders agiert als vom Minister gewünscht, sei ein weiterer Beleg, dass sich das Unternehmen auf Privatisierungskurs jeder Steuerung durch seinen Eigentümer entziehe und Erlöse vor gesellschaftlicher Verantwortung stünden, sagte Winfried Wolf von „Bahn für Alle“. Bezeichnend sei, dass der Vorstandsvorsitzende der DB AG, Hartmut Mehdorn, an der Eröffnung der Ausstellung „Sonderzüge in den Tod“ am kommenden Mittwoch nicht teilnehme.

„Bahn für Alle“ ist ein Bündnis von 15 Organisationen aus Globalisierungskritikern, Umweltschutzverbänden, politischen Jugendverbänden und Gewerkschaften und setzt sich ein für eine verbesserte Bahn in öffentlicher Hand. Träger des Bündnisses sind Attac, Bahn von unten, BUND, Bürgerbahn statt Börsenbahn, Eurosolar, Grüne Jugend, Grüne Liga, IG Metall, Jusos in der SPD, Linksjugend Solid, NaturFreunde Deutschlands, Robin Wood, Umkehr, VCD Brandenburg und Verdi.

Informationen im Internet:
www.zug-der-erinnerung.de

Für Rückfragen:

  • Winfried Wolf (Attac), Telefon 0177 / 67 24 43 77