Fahrpreiserhöhung gibt Vorgeschmack auf Bahn-Börsengang
Die Fahrpreiserhöhung der Deutschen Bahn gibt nach Ansicht des Bündnisses „Bahn für Alle“ nur einen Vorgeschmack auf das, was nach der geplanten Kapitalprivatisierung des noch bundeseigenen Konzerns passieren wird. „Weniger Investitionen in Schienennetz und Züge bei steigenden Fahrpreisen: So will Bahn-Chef Hartmut Mehdorn Großinvestoren signalisieren, dass sie mit der Bahn hohe Renditen einfahren können – auf Kosten der Kunden“, sagte Werner Reh, Verkehrsexperte beim BUND, einer der Mitgliedsorganisationen von „Bahn für Alle“.
In den vergangenen beiden Jahren sei stets dasselbe Ritual zu beobachten gewesen: Die Bahn kündigt bei ihrer Bilanzpressekonferenz Rekordgewinne – 2005 erstmals ein profitables Ergebnis – und Rekordsteigerungen bei den Fahrgastzahlen an. Mehdorn meldet die Bahn als fit für den Börsengang. Zugleich weist er darauf hin, dass es nötig sein könnte, wegen der gestiegenen Energiekosten die Fahrpreise anzuheben. Diese Preiserhöhung wird dann zwei Monate später durchgezogen.
Ab 1. Januar 2007 sollen Fahrkarten im Fernverkehr um durchschnittlich 5,6 Prozent teurer werden, im Nahverkehr um 3,9 Prozent. Die Bahn begründete dies am Dienstag mit einem verbesserten Angebot und gestiegenen Energiepreisen. Außerdem schlage die Erhöhung der Mehrwertsteuer von 16 auf 19 Prozent durch. Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) forderte die Bahn daraufhin am Mittwoch auf, zu widerlegen, dass die Belastung der Kunden im Zusammenhang mit der geplanten Teilprivatisierung steht.
„Tatsächlich geht es Mehdorn aber genau darum, den umworbenen Großinvestoren den Kauf der DB schmackhaft zu machen“, sagte Reh. Dafür habe der Konzern in diesem Jahr die Investitionen im Vergleich zu 2005 um 800 Millionen Euro reduziert. Gespart werde vor allem an der Instandhaltung und Wartung. „Das Schienennetz und die Fahrzeuge überaltern, die Pünktlichkeit lässt weiter nach“, beschrieb der Verkehrsexperte die Folgen. „Diese Strategie des Fahrens auf Verschleiß bei gleichzeitig steigenden Fahrpreisen ist nur der Anfang“, prophezeite Reh. Denn nach einer Kapitalprivatisierung müsse der Fernverkehr auf eine Rendite von mindestens acht Prozent kommen. „Und das geht nur durch Konzentration auf die wenigen rentablen Strecken zwischen den Metropolen und das Abhängen vieler Städte und Regionen von den Schienenangeboten“, so Reh.
Das Bündnis „Bahn für Alle“ wird getragen von Attac, ROBIN WOOD, BUND, „Bürgerbahn statt Börsenbahn“, „Bahn von unten“, UMKEHR sowie den Naturfreunden Deutschlands und setzt sich ein für eine verbesserte Bahn in öffentlicher Hand nach dem Vorbild der Schweiz.
Für Rückfragen:
- Werner Reh, BUND, Tel. 030 / 27 586 435
- Erasmus Müller, Attac, Tel. 0151 / 10 70 50 30
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