Attac versteigert Schienennetz und Züge der DB

Symbolische Auktion am Berliner Hauptbahnhof gegen Bahn-Börsengang. „Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten… die Strecke Berlin-Hannover geht an den Herrn Investor dort hinten: …“ Ein übergroßer Hammer fällt aufs Pult. Aus dem großen Streckennetz, das auf einem Transparent abgebildet ist, wird das entsprechende Stück herausgeschnitten.

Mit einer symbolischen Auktion hat Attac Berlin am Donnerstag, 21. September, gegen den geplanten Börsengang der Deutschen Bahn protestiert. Versteigert wurden der neue Berliner Hauptbahnhof, die Berliner S-Bahn, Hochgeschwindigkeitsstrecken und Züge, alles zu Schnäppchenpreisen.

Der Betriebsrat der Berliner S-Bahn hatte Attac zu seiner außerordentlichen Betriebsversammlung vor dem Berliner Hauptbahnhof eingeladen. Mit ihrer Aktion wiesen die Aktivisten von Attac die versammelten Beschäftigten, Gewerkschafter und Bahnreisenden auf die zu erwartenden negativen Folgen eines Börsengangs hin.

Nach der Auffassung von Attac würde es bei einem Börsengang der Bahn nur Verlierer geben – abgesehen von den Investoren: Laut Experten ist die Deutsche Bahn mehr als 100 Milliarden Euro wert. Der erwartete Verkaufserlös liegt bei maximal 15 Milliarden Euro. Auch bei einer Umsetzung des so genannten Eigentumsmodells (das Netz bleibt beim Bund) stünde ein Erlös von fünf bis sieben Milliarden Euro einem realen Wert des rollenden Materials von 25 Milliarden Euro gegenüber. Zudem würde die DB AG auch nach einer Privatisierung weiterhin öffentliche Zuschüsse in derselben Höhe wie heute erhalten: mehr als neun Milliarden Euro im Jahr – und das garantiert für die kommenden zehn Jahre.

Damit nicht genug: Vorsichtigen Schätzungen zufolge würden bei einer privatisierten Bahn 50.000 Stellen abgebaut. 5.000 Kilometern Streckennetz droht die Stilllegung, dazu einer Vielzahl regionaler Bahnhöfe. „Zugstrecken, die eine geringe Rendite bringen, werden ausgedünnt oder gar nicht mehr betrieben. Wenn Bund, Länder und Kommunen dennoch den Betrieb aufrechterhalten wollen, werden sie zu höheren Unterstützungsleistungen erpresst“, prophezeite Carl Waßmuth von Attac Berlin. „Ein einheitlicher Fahrplan, einheitliche Tarife und einheitliche Sicherheits-Standards werden der Vergangenheit angehören.“

Zudem ist laut Attac damit zu rechnen, dass private Finanzanleger Investitionen in die Infrastruktur zu Gunsten ihrer Rendite zurückhalten. Denn für Großreparaturen soll weiterhin der Staat gerade stehen. „Wenn die Anleger sich nach zehn oder 15 Jahren zurückziehen, können die Steuerzahler für Dutzende Milliarden Euro die Grundsanierung des Netzes bezahlen“, warnte Chris Methmann vom Attac-Koordinierungskreis.

Attac Berlin arbeitet mit im bundesweiten Bündnis „Bahn für Alle“, das sich mit lokalen und bundesweiten Aktionen gegen die Privatisierung der Deutschen Bahn AG einsetzt. Das Bündnis wird getragen von Attac, Robin Wood, BUND, Bürgerbahn statt Börsenbahn, Bahn von unten, UMKEHR e.V. und den NaturFreunden Deutschlands.

Für Rückfragen:

  • Carl Waßmuth, Tel. 0179 / 772 43 34
  • Chris Methmann, Tel. 0179 / 454 87 98