Zum Schuljahresende: Schlechtes Zeugnis für die Bahn
Deutsche Bahn und Verkehrspolitik bleiben sitzen
Pressemitteilung vom Bündnis Bahn für Alle
Berlin, den 29. Juli 2025: Unpünktlich, marode, teuer, verschuldet – die Noten für die Deutsche Bahn AG auf ihrem Zeugnis sind erschreckend. Wäre die Deutsche Bahn eine Schülerin, müsste sie das Schuljahr wiederholen.
Die Pünktlichkeit der Deutschen Bahn AG im Fernverkehr nahm kontinuierlich ab und lag nach schon mangelhaften 72,7 Prozent im Januar im Juni sogar nur noch bei 62,9 Prozent. Dazu kommen viele ungeplante, kurzfristige Zugausfälle, die die Statistik gar nicht erfasst. Der verschmutzungsbedingte Ausfall eines ICEs auf dem Weg von München nach Hamburg war nur ein trauriger Tiefpunkt unter vielen. Trotzdem steigen die Kosten für die Fahrgäste: Die Streichung der Familienreservierung reiht sich ein in die Preiserhöhungen der letzten Jahre und den Wegfall der Partner-Bahncard. Neuerdings wird das Fernverkehrsnetz zum Kostensparen eingedampft, und fahrgastfreundliche IC-Angebote wie die Kurswagen über Niebüll nach Dagebüll Mole werden gestrichen. Auch die Aussichten sind erschreckend: Vollsperrungen mit katastrophal organisiertem Ersatzverkehr allenthalben. Und trotzdem wird nur halbherzig saniert und das auch noch im Schneckentempo.
Dazu Carl Waßmuth, Sprecher von Bahn für Alle:
„Der Zustand des Bahnverkehrs in Deutschland zeigt, dass die Deutsche Bahn als profitorientiertes Unternehmen nicht leistet, was wir benötigen. Da hilft es auch nicht, doppelt so viel Geld in die DB zu stecken. Wir brauchen die Gemeinnützigkeit für alle Geschäftsbereiche, nicht nur für die Infrastruktur. Der Bund muss konkrete Gemeinwohlziele vorgeben und dafür eine entsprechende Finanzierung langfristig sichern.“
Der Gewährleistungsauftrag des Art. 87e Abs. 4 S. 1 GG verpflichtet den Bund, „dem Wohl der Allgemeinheit, insbesondere den Verkehrsbedürfnissen, beim Ausbau und Erhalt des Schienennetzes der Eisenbahnen des Bundes sowie bei deren Verkehrsangeboten auf diesem Schienennetz, soweit diese nicht den Schienenpersonennahverkehr betreffen, Rechnung“ zu tragen.
Carl Waßmuth weiter:
„Die Bahn ist nicht das erste Mal sitzen geblieben, das geht schon seit vielen Jahren so. Der Bund muss eingreifen und konkrete verkehrliche Ziele zur Sicherung der Daseinsvorsorge definieren. Die staatseigene DB AG ist in der Umsetzungspflicht, verlässliche Angebote in der gesamten Fläche anzubieten. Dabei muss die Streckensanierung wieder unter rollendem Rad erfolgen. Statt der Streichung von Fernverkehrsangeboten muss die Ausweitung der Bahnangebote ein zentrales Ziel sein.“
Bahn für Alle begrüßt den deutlichen Aufwuchs der Investitionsmittel der Deutschen Bahn AG, aber Geld allein hilft der Bahn nicht. Der Konzern muss wieder stärker integriert statt weiter aufgespalten werden, damit der Bahnbetrieb rundläuft und die vielen Schnittstellenprobleme beseitigt werden. Nur so kann eine Bahnreform 2.0 Erfolg bringen.
Für Rückfragen: Carl Waßmuth, Carl.Wassmuth@bahn-fuer-alle.de
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Bahn für Alle setzt sich für eine gemeinnützige Bahn in öffentlichem Eigentum ein. Eine Bahn, die allen Menschen gehört und für alle da ist, Rückgrat einer sozialen und ökologischen Verkehrswende. Mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen und Positionspapieren, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Publikationen, Kongressen, Stellungnahmen, Redebeiträgen und anderen Aktivitäten bringen wir uns in die laufenden verkehrspolitischen Debatten ein.