Protestaktion gegen den geplanten Börsengang der Deutschen Bahn
Karlsruhe. Ein Zug aus Menschen setzt sich in Bewegung, nimmt Fahrt auf und rast auf eine Zieleinfahrt mit der Aufschrift „Börsengang“ zu. Vor der Einfahrt halten Aktivistinnen und Aktivisten dem Zug große Stopp-Signale entgegen. Die Bahn bremst gerade noch rechtzeitig ab, ändert die Fahrtrichtung und fährt durch eine zweite Zieleinfahrt mit der Aufschrift „Unser Ziel: Bahn für alle“. Der drohende Börsengang ist abgewendet, die Bahn bleibt öffentliches Eigentum.
Mit dieser öffentlichkeitswirksamen Aktion haben 200 Aktivistinnen und Aktivisten des globalisierungskritischen Netzwerkes Attac am Mittwoch auf dem Karlsruher Europaplatz gegen den geplanten Verkauf der Deutschen Bahn an private Investoren protestiert. Die Aktion bildete den Abschluss der Attac-Sommerakademie, zu der sich von Freitag, 4. August, bis Mittwoch, 9. August, mehr als 500 Globalisierungskritikerinnen und -kritiker aus ganz Deutschland in der Karlsruher Waldorfschule versammelt hatten. Der Zeitpunkt für den Protest war gut gewählt: In Karlsruhe endete am Mittwoch das Radrennen „Deutschland Tour“. Die Strecke führte am Europaplatz vorbei, wo den Radsportfans ein Rahmenprogramm geboten wurde. Der Protest gegen den geplanten Börsengang der Bahn stieß bei den Zuschauern auf reges Interesse und großen Zuspruch. Nach der Aktion schlossen sich die Teilnehmer spontan zu einem Demonstrationszug zusammen und zogen durch die Karlsruher Innenstadt zum Hauptbahnhof.
Die Bundesregierung strebt nach der Sommerpause einen Bundestagsbeschluss über den Verkauf der bundeseigenen Deutschen Bahn AG an. Attac rechnet in diesem Fall mit massiven Verschlechterungen: Kurzfristig ist mit einer Stilllegung von bis zu 5000 Kilometern Strecke zu rechnen. Langfristig ist ein Großteil des Netzes gefährdet. Noch mehr Menschen müssten von der Schiene auf die Straße umsteigen, ganze Regionen würden vom Netz abgekoppelt. „Die Privatisierung ist Gift für das Ziel, mehr Verkehr auf die Schiene zu bringen“, warnte Hanno Bruchmann, Koordinator der Bahnkampagne bei Attac. Zudem sei mit einem verschärften Abbau von Arbeitsplätzen bei der Bahn – zusätzlich zu den seit 1994 gestrichenen 190 000 Stellen – zu rechnen. Erfahrungen in Großbritannien hätten gezeigt, dass eine Privatisierung der Bahn zu Entlassungen, Fahrplanwirrwarr, Preiserhöhungen und Sicherheitsrisiken führt. Selbst Bahnchef Hartmut Mehdorn hat in einem Stern-Interview zugegeben, dass bei einem Verkauf mit steigenden Preisen zu rechnen ist.
Laut Experten ist die Bahn mehr als 100 Milliarden Euro wert. Der erwartete Verkaufserlös liegt bei 15 Milliarden Euro. „Um kurzfristig Haushaltslöcher zu stopfen, will die Regierung unsere in 170 Jahren aufgebaute Eisenbahn verramschen. Das ist eine beispiellose Verschleuderung öffentlichen Eigentums“, kritisierte Bruchmann. Attac fordert die Regierung auf, die Pivatisierungspläne abzublasen. Wie eine Bahn in öffentlicher Hand bürgernah und effizient gestaltet werden kann, zeigt das Beispiel der Schweizer Bahn, die als eine der besten weltweit gilt.
Um die Privatisierung der Bahn zu verhindern, hat sich Attac mit anderen Organisationen zum Aktionsbündnis „Bahn für Alle“ angeschlossen. Neben Attac gehören dem Bündnis Robin Wood, der BUND, „Bürgerbahn statt Börsenbahn“, „Bahn von unten“, UMKEHR e.V. und die NaturFreunde Deutschlands an.
Für Rückfragen:
- Carl Waßmuth, 0179-7724334
- Hanno Bruchmann, 0176-20323380
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