Preiserhöhungen für die Stammkundschaft – falsche Signale der Deutschen Bahn

Pressemitteilung von Bahn für Alle zum Fahrplanwechsel

Berlin, 09.12.2021: Seit 2003 und einschließlich der neuen Erhöhung stiegen die Fahrpreise im Fernverkehr insgesamt um 38 Prozent – das liegt deutlich über der Inflationsrate. Im Nahverkehr liegt das Plus nunmehr bei 59 Prozent. Dabei befindet sich der Bahnkonzern in einer kritischen Situation: Er ist hochverschuldet, bedingt durch die Pandemie gibt es deutliche Fahrgasteinbrüche. Gleichzeitig erhält er erhebliche staatliche Sonderzahlungen als Ausgleich für die Einbrüche.

Hendrik Auhagen: „In dieser Lage wäre es ein naheliegende Geste gewesen, auf eine Preisanhebung zu verzichten.“

Besonders kritisch sieht Bahn für Alle, dass auch die Preise für die BahnCard wieder deutlich angehoben werden – bei der BC50 (2. Klasse) von bisher 229 auf 234 Euro. Der Vergleich mit der Schweiz verdeutlicht, welches Potential in diesen Mobilitätskarten liegt.

Winfried Wolf: „Die DB bestraft mit den Preiserhöhungen bei der BC50 erneut ihre Stammkundschaft. In der Kombination mit den vielen Billigangeboten, die es meist ohne BC-Einsatz gibt, fragen sich die 1,5 Millionen BC50-Besitzer doch immer wieder aufs Neue: Rechnet sich eine BahnCard50? Die Bevölkerung hierzulande ist zehn Mal größer als die in der Schweiz. Doch dort gibt es mehr als 2,5 Millionen Halbtaxtickets, was unserer BC50 entspricht. Diesen gewaltigen Erfolg gibt es aus drei Gründen: Erstens kostet das Halbtax mit 185 Schweizer Franken (beim Folgeverkauf nur 165 CHF) gut 30 Prozent weniger als unsere BC50. Zweitens ist das Ticket viel werthaltiger; es bietet eine weit breitere Palette an Vergünstigungen, da es im gesamten öffentlichen Verkehr gilt. Drittens steht in der Schweiz diese Stammkundschaft im Zentrum der SBB-Politik und nicht die Orientierung auf eine Schnäppchen-Mentalität wie hierzulande.“

Kritisch ist auch der zunehmende Ersatz von günstigen ICs durch teure ICEs. „Mehr neue Fahrzeuge im Einsatz“, damit wirbt die DB AG zum Fahrplanwechsel. Was sie nicht sagt: Mit dem Wechsel gehen auch Preiserhöhungen einher. So ersetzt die DB nach eigenen Worten zahlreiche IC-Verbindung mit modernisierten ICE-1-Zügen. Das passiert zwischen Berlin und dem Ruhrgebiet, aber auch auf der Strecke Frankfurt/Karlsruhe–Stuttgart–Ulm–München. Nach dem Wegfall des Interregio geht es nun weiter massiv dem beliebten IC-Segment an den Kragen. Keine gute Nachricht für Bahnkund*innen.

Problematisch sieht Bahn für Alle auch die Vergabe von weiteren Fahrplantrassen an Flixtrain.

Bernhard Knierim: „Hier zeigen sich die negativen Auswirkungen eines ‚Open-Access‘-Wettbewerbs, aktuell vor allem zwischen Berlin und Hamburg: So fällt aufgrund der Vergabe der Fahrplantrasse an Flixtrain der beliebte InterCity von Dresden und Berlin nach Westerland (Sylt) ersatzlos weg, der bisher eine komfortable Anreise in die Urlaubsregion ermöglichte. Außerdem sind viele Umsteigeverbindungen nicht mehr buchbar, da Flixtrain keine Anschlusstickets verkauft, und Wittenberge, Ludwigslust und Büchen werden zunehmend abgehängt, weil Flixtrain dort nicht hält. Eine attraktive Bahn muss aus einem Guss mit einem aufeinander abgestimmten Fahrplan- und Ticketsystem funktionieren anstatt dass verschiedene Anbieter gegeneinander arbeiten.“

Kontakt für die Presse:

  • Bernhard Knierim
  • Winfried Wolf
  • Hendrik Auhagen