Grube verabschiedet sich vom Brot- und Buttergeschäft der Bahn
Heute präsentiert Bahn-Chef Rüdiger Grube im Berliner Congress Centrum (BCC) am Berliner Alexanderplatz die Bilanz der Deutschen Bahn AG für das Geschäftsjahr 2014. Aktive vom Bündnis Bahn für Alle setzen vor dem BCC ihre Sicht auf das Bahnjahr 2014 in Szene. Mit einem Transparent mit der Aufschrift „Nachtzug statt Nachtflug“ fordern sie von der DB AG, mit Nachtzügen weiter eine klimafreundliche Alternative zu innereuropäischen Flügen anzubieten. Auf einem anderen Transparent steht „Grube verabschiedet sich vom Brot- und Buttergeschäft der Bahn“. Mit Butterstullen erinnern die Aktiven Rüdiger Grube an sein Versprechen bei Amtsantritt vor sechs Jahren, statt Privatisierungskurs wieder dem „Brot- und Buttergeschäft“ der DB AG Vorrang zu geben.
„Rüdiger Grube hat den Schienenverkehr im Inland als Brot- und Buttergeschäft der DB AG der internationalen Expansion und dem Logistikgeschäft auf der Straße und in der Luft preisgegeben,, sagt Bernhard Knierim, Sprecher von Bahn für Alle. „Denn in der Ära Grube realisiert die DB AG erstmals den größeren Teil ihres Umsatzes im Nicht-Schiene-Bereich.“ (siehe dazu Grafik 1 im anhängenden Alternativen Geschäftsbericht DB AG 2014).
Hohe Umsätze im Nicht-Schiene-Bereich stehen im krassen Gegensatz zur Zusammensetzung der Gewinne: Über siebzig Prozent des bilanzierten Gewinns zieht die DB AG aus den Unternehmensteilen DB Netz und Bahnhöfe sowie DB Regio. „Doch diese angeblichen Gewinne sind überwiegend umetikettierte öffentliche Mittel für Infrastruktur und Nahverkehr“, so Knierim (siehe Grafik 2 im anhängenden Alternativen Geschäftsbericht DB AG 2014).
Gestern startete die DB AG ihre nach eigenen Worten „größte Kundenoffensive“ und reagiert damit auf Verluste im Fernverkehr durch die (u.a. von der DB selbst betriebenen) Fernbusse. Zentrale Maßnahmen sollen eine bessere Anbindung der Regionen und die Einführung von nur drei Monate gültigen BahnCards sein.
„Bahn für Alle begrüßt im Prinzip diese Versprechen. Wir haben jedoch Zweifel, ob mehr dahinter steckt als der Versuch, noch mehr Staatsgelder zu bekommen“, sagt Monika Lege, ROBIN WOOD-Verkehrsreferentin. Seit ihrer Gründung 1994 hat die DB AG mehr als 7000 Kilometer Schiene abgebaut, 120 Bahnhöfe geschlossen und den InterRegio ersatzlos gestrichen. „Jetzt präsentiert die DB AG einen Wiedergänger des Interregios, verschweigt jedoch, dass das Modell nur funktioniert, wenn nicht nur – wie bisher – der Bund, sondern auch die Länder für das Netz zahlen.“ Die Finanzierung des Bahnnetzes und Fernverkehr sind Aufgabe des Bundes. Die Länder bestellen dagegen den Nahverkehr und erhalten dafür Regionalisierungsmittel vom Bund.
Die Drei-Monats-BahnCard ändert nichts an insgesamt zu hohen Fahrpreisen. In den letzten zwölf Jahren sind die Ticketpreise im Fernverkehr um 41 Prozent gestiegen, der Preis für die BahnCard50 sogar um 85 Prozent (siehe Grafik 3 im anhängenden Alternativen Geschäftsbericht DB AG 2014). „Damit Menschen vom Auto auf die Bahn umsteigen, müssen BahnCard 50 und 100 günstiger werden und die Fahrpreise sinken. Stattdessen setzt die Bahn einseitig auf Schnäppchenjäger und Gelegenheitsfahrer“, kritisiert Winfried Wolf von der Expertengruppe Bürgerbahn statt Börsenbahn. „Die massiven Einschnitte ins Nachtzugnetz mindern darüber hinaus den Systemnutzen für überzeugte Bahnfahrer und zwingen sie geradezu ins Flugzeug. Die DB AG sabotiert den klimafreundlichen Umstieg auf die Schiene.“
Download Alternativer Geschäftsbericht der Deutschen Bahn AG 2014
Für Rückfragen und O-Töne rufen Sie uns gerne an.
Dr. Bernhard Knierim, Bündnis „Bahn für Alle“, Tel. 0178-143 73 90 (vor Ort)
Dr. Winfried Wolf, „Bürgerbahn statt Börsenbahn“, Tel. 0172-296 9970 (vor Ort)
Monika Lege, ROBIN WOOD-Verkehrsreferentin, Tel. 040-380892012
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