Flash Mob gegen Bahnprivatisierung in mehr als 50 Bahnhöfen
In bundesweit mehr als 50 Bahnhöfen haben insgesamt mehr als zweitausend Menschen gegen die geplante Bahnprivatisierung protestiert. Unter anderem in den Hauptbahnhöfen von Berlin, Hamburg, Frankfurt, Leipzig und München haben jeweils bis zu 250 Menschen pünktlich um fünf vor zwölf für zwei Minuten mit Trillerpfeifen, Topfdeckeln und Trommeln Alarm vor der drohenden Privatisierung geschlagen, teilte das Bündnis „Bahn für Alle“ mit. Dann zeigten die Protestierer Schilder mit der Aufschrift „183 = 13“, die sie anschließend zerrissen. Der Protest folgte einem seit Tagen im Internet kursierenden Aufruf zu einem Flash Mob gegen die Bahnprivatisierung.
Auch in kleinen Bahnhöfen wie Dillenburg (Hessen), Plauen (Sachsen), Bamberg (Bayern) und Fürstenberg (Brandenburg) kamen um die zehn Demonstranten zusammen. An vielen Bahnhöfen waren Polizei und Sicherheitsdienste präsent, griffen aber nicht ein.
„183 gleich 13, das geht gegen den gesunden Menschenverstand. Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee, SPD-Fraktionsvorsitzender Peter Struck und Unions-Fraktionschef Volker Kauder können offenbar nicht rechnen“, sagte Bernhard Knierim vom globalisierungskritischen Netzwerk Attac, einer der 13 Organisationen, die im Bündnis „Bahn für Alle“ gegen die Bahnprivatisierung kämpfen. „Laut amtlicher Statistik hat die Deutsche Bahn AG heute ein Vermögen von 183 Milliarden Euro. Davon soll die Hälfte verkauft werden, doch mehr als 6,5 Milliarden Euro kommen dafür nicht rein“, erklärte Knierim. „So kommt die Lügengleichung 183 = 13 heraus – das ist die Formel für Verschleuderung von öffentlichem Eigentum.“
Das Privatisierungsgesetz soll in der dritten September-Woche in den Bundestag eingebracht werden und sieht vor, dass private Investoren auch den Besitz am Schienennetz erwerben und die Gewinne daraus im privatisierten Bahnkonzern bleiben. „Zusätzlich soll der Bund weiter jährlich um die acht Milliarden Euro für den Bahnverkehr bereit stellen, aber seinen Einfluss weitgehend einbüßen“, sagte Knierim.
„Auch mit dem Volksaktien-Modell wird die Hälfte des Bahnvermögens zum Schleuderpreis verkauft“, sagte Monika Lege von Robin Wood, einer weiteren Trägerorganisation von „Bahn für Alle“. „Allerdings werden dann auch die Käufer betrogen, denn die Bahn als öffentliches Unternehmen gehört längst allen Bürgerinnen und Bürgern.“ Die Bahn müsse in öffentlicher Hand verbessert werden, statt sie Renditeinteressen zu unterwerfen. Dies fordern auch immer mehr Sozialdemokraten.
Der Aufruf zum Flash Mob gegen die Bahnprivatisierung kursierte seit Tagen per Mail, SMS und in Internetforen. Flash Mobs („Flash“ für „blitzartig“, „Mob“ für „Menschen-Menge“) sind kurzzeitige Ansammlungen von Menschen zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort, die eine kollektive Handlung ausführen und dann wieder verschwinden. Die Sonderform Smart Mob ist mit politischen Forderungen verbunden.
„Bahn für alle“ ist ein Bündnis von 13 Organisationen aus Globalisierungskritikern, Umweltschutzverbänden und Gewerkschaften und setzt sich ein für eine verbesserte Bahn in öffentlicher Hand. Träger des Bündnisses sind Attac, Bahn von unten, BUND, Bürgerbahn statt Börsenbahn, Eurosolar, Grüne Jugend, Grüne Liga, Linksjugend Solid, NaturFreunde Deutschlands, Robin Wood, Umkehr, VCD Brandenburg und Verdi.
Für Rückfragen: * Bernhard Knierim (Attac), Telefon 0178 / 143 73 90 * Monika Lege (Robin Wood), Telefon 040 / 380 892 12 * Stefan Diefenbach-Trommer (Bahn für Alle), Telefon 06421/ 933 050 * Stephanie Handtmann (Attac), Telefon 069 / 900 281 22 oder 0176 / 24 19 17 06
Weitere Informationen zum Flash Mob gegen Bahnprivatisierung
Hinweis für Fernseh-Kollegen: Gefilmt wurde unter anderem in Berlin und Dresden.
Im folgenden eine Liste der Städte, aus denen wir Bestätigungen für durchgeführte Flash Mobs erhalten haben. Wir gehen davon aus, dass wir keineswegs von allen Aktionen erfahren haben: Aachen, Augsburg, Bamberg, Berlin, Bonn, Braunschweig, Bremen, Cottbus, Darmstadt, Dillenburg, Dortmund, Dresden, Erfurt, Frankfurt/Main, Freiburg, Fulda, Fürstenberg, Gießen, Göttingen, Halle, Hamburg, Hannover, Heidelberg, Heidenheim, Kaiserslautern, Karlsruhe, Kassel, Köln, Konstanz, Krefeld, Leipzig, Mainz, Marburg, München, Münster, Osnabrück, Plauen, Ravensburg, Regensburg, Reutlingen, Rottweil, Stuttgart, Tübingen, Ulm, Wiesbaden.
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