Elektroautos – nur eine Nischenlösung

Seit Jahren sind sich Industrie und Regierungen einig: Die Lösung für die Probleme des Autoverkehrs sei die Elektromobilität. Doch darunter verstehen sie nicht die bewährte Elektromobilität auf der Schiene, sondern Elektroautos. Das klingt nach Ideallösung. Doch der Vorschlag hält nicht, was er verspricht.

Problem Nr. 1 – die Energie: Aktuell stammt nur ein Drittel des Stroms aus erneuerbaren Quellen. Der Löwenanteil wird noch immer aus Stein- und Braunkohle gewonnen. Elektroautos steigern die Nachfrage nach elektrischem Strom – und sorgen damit letztlich dafür, dass Kohlekraftwerke weiterlaufen. Öffentlicher Verkehr und E-Bikes (Pedelecs) verbrauchen nur einen Bruchteil der Energie auf der gleichen Strecke, vom Fahrrad- oder Fußgängerverkehr ganz zu schweigen.

Problem Nr. 2 – die Ressourcen: Erst nach vielen Jahren Nutzung ist die Ökobilanz eines Elektroautos etwas besser als die eines Autos mit Verbrennungsmotor. Der Grund ist die aufwändige Produktion insbesondere der Batterien. Hinzu kommt: Es werden begrenzte Ressourcen wie Lithium und seltene Erden benötigt, meist gefördert unter unsozialen Bedingungen. Die begrenzte Lebensdauer der Batterien verschlechtert die Bilanz zusätzlich.

Problem Nr. 3 – Zweit- und Drittwagen: Elektro­autos werden bislang meist als zusätzliche Pkw gekauft; nur 40 Prozent ersetzen andere Autos. Damit fördert die Elektroauto-Kaufprämie vorwiegend Zweit- und Drittwagen. Untersuchungen zeigen, dass ein Elektroauto dann viele Fahrten mit dem öffentlichen Verkehr ersetzt – weil die Nutzung günstig ist (billiger Strom; Gratis-Stellplätze und so weiter). Die Wirkung auf Umwelt und Klima ist dann negativ („Rebound-Effekt“).

Viele Probleme des Autoverkehrs löst das Elektro­auto überhaupt nicht: Unfälle mit vielen Toten und Verletzten, der enorme Flächenverbrauch, die Versiegelung durch Straßen und nicht zuletzt die Verhinderung selbständiger Mobilität für Menschen, die kein Auto haben oder aufgrund von Alter oder Einschränkungen keines nutzen können – und die stattdessen einen guten öffentlichen Verkehr benötigen.

Elektroautos und Elektrolieferwagen können im Rahmen einer Verkehrswende-Politik wichtige Funktionen als Zubringer zum öffentlichen Verkehr in dünn besiedelten Regionen und im Liefer- und Wirtschaftsverkehr haben. Festzuhalten ist aber: Wir können nicht einfach das Antriebssystem aller Autos auswechseln und ansonsten weitermachen wie bisher. Dann also doch lieber Autos mit Verbrennungsmotor? Nein! Die richtige Antwort ist die Verkehrswende, wie sie hier skizziert ist.

Bernhard Knierim, Bahn für Alle