Adam Riese zu Rüdiger Grube: Fünf minus – setzen!

Anlässlich der jährlichen Bilanzpressekonferenz der Deutschen Bahn AG haben Aktivistinnen und Aktivisten vom Bündnis Bahn für Alle heute Morgen in Berlin protestiert. Mit großen Kellen, die sich zu den Worten „GEWINNWAHN“ und „GEMEINWOHL“ zusammensetzten, stellten sie den Gegensatz zwischen der von der DB AG vorgelegten Bilanz und den Anforderungen der Bürgerinnen und Bürger an die Bahn dar. „Der Vorstand der DB orientiert sich nur noch nach den Bilanzgewinnen und schaut viel zu wenig darauf, welche Folgen das für die Fahrgäste und nicht zuletzt auch für die Umwelt hat“, sagte Bernhard Knierim vom Bündnis Bahn für Alle. „Seit Jahren gibt es massive Verspätungen aufgrund der Sparmaßnahmen, es herrscht das bekannte S-Bahn-Chaos in Berlin, es werden Strecken abgebaut und Bahnhöfe geschlossen – alles um einen angeblichen Gewinn in der Bilanz auszuweisen, der letztendlich ohnehin nur durch die staatlichen Subventionen zustande kommt.“

Winfried Wolf ergänzte: „Bahnchef Rüdiger Grube präsentiert mit der Jahresbilanz 2012 und dem dazu gehörenden Geschäftsbericht Deutsche Bahn AG 2012 Zahlen, die den Grundrechenarten Hohn sprechen.

Beispiel 1: Herr Grube spricht von einem ‚Rekordgewinn von 2,7 Milliarden Euro im Jahr 2012‘. Tatsache ist, dass dem DB Konzern im selben Jahr rund 8 Milliarden Euro an Bundesmitteln zuflossen. 8 minus 2,7 = 5,3 Milliarden Euro VERLUST.

Beispiel 2: Der Geschäftsbericht, den Herr Grube präsentiert, spricht von ‚einer Rekordzahl im Fernverkehr mit 131 Millionen Fahrgästen‘. Tatsache ist, dass es 1994 139 und 1997 sogar 152 Millionen Fahrgäste im Fernverkehr waren. Auch die 131 Millionen im Jahr 2012 bedeuten also 21 Millionen Fahrgäste VERLUST.

Beispiel 3: Die Deutsche Bahn AG behauptet, die Preise im Bahnverkehr jeweils moderat und weitgehend entsprechend der Inflation angehoben zu haben. Tatsache ist: Seit 2003 stiegen die offiziellen Preise von Bahntickets um 35 Prozent, die offizielle Inflationsrate lag laut Statistischem Bundesamt bei 17,3 Prozent. 35 minus 17 = 18 Prozent reale Preiserhöhung.

Beispiel 4: Herr Grube erklärt auf der Bilanzpressekonferenz, ein Ausstieg bei Stuttgart 21 komme die Bahn teurer als ein Weiterbau. Tatsache ist, dass Herr Grube vor der Volksabstimmung vom 27. November 2011 seinem Aktionär, dem Bund, und den Wählerinnen und Wählern in Baden-Württemberg fest zugesagt hatte: Die Stuttgart-21-Kosten von 4,56 Milliarden Euro sind die Obergrenze und die ‚Sollbruchstelle‘ für einen Ausstieg. Tatsache ist: 6,8 Milliarden Euro aktueller Gesamtkosten für S21 minus 4,6 Milliarden ‚Obergrenze 2011‘ = 2,2 Milliarden Euro VERLUST oder ein Überschreitung der ‚Sollbruchstelle‘ um diesen Betrag.“

Bahn für Alle stellt fest: In den genannten vier Bereichen verstoßen die Deutsche Bahn AG und Bahnchef gegen die Grundrechenarten. Das Bündnis Bahn für Alle dokumentiert in seinem neuen Alternativen Geschäftsbericht Deutsche Bahn AG 2012 Dutzende anderer solcher Beispiele für eine wenig überzeugende Bilanz. Insbesondere kritisiert das Bündnis: Die Deutsche Bahn AG weigert sich, ihre Hausaufgaben zu machen. Sie setzt den Gewinn, der weitgehend auf staatlichen Unterstützungsgeldern basiert, dazu ein, eine aggressive Aufkaufspolitik im Ausland zu betreiben. Gleichzeitig fährt sie im Inland, im eigentlichen Bahngeschäft, auf Verschleiß: eine marode Infrastruktur, vernagelte und aufgegebene Bahnhöfe und veraltetes Wagenmaterial dokumentieren diese ernüchternde Gesamtbilanz.

Der Alternative Geschäftsbericht der DB AG 2012 kann hier heruntergeladen werden.