Bahn verkauft Bahnhöfe, die ihr vor 150 Jahren geschenkt wurden
Die Deutsche Bahn AG will ihre Bilanz aufpolieren, indem sie 1.800 Bahnhöfe verkauft, zwei Drittel des Bestands. „Der größte Teil des Bahngeländes wurde im 19. und frühen 20. Jahrhundert den damaligen Bahngesellschaften von der öffentlichen Hand geschenkt, damit sie darauf Schienenverkehr betreiben“, erklärte Winfried Wolf, Mitglied des wissenschaftlichen Beirates von Attac, einer der elf Organisationen im Bündnis „Bahn für Alle“.
Nach eigenem Bekunden betrachtet auch die Deutsche Bahn AG Bahnhöfe als integralen Bestandteil eines attraktiven Schienenverkehrs: „Bahnhöfe sind die Visitenkarte von Städten und Gemeinden. Sie sind aber auch das Eingangstor zum System Bahn. Damit sind die Bahnhöfe ein wichtiger imagebildender Faktor für den internationalen Mobilitäts- und Logistikdienstleister Deutsche Bahn AG“, schrieb Wolf-Dieter Siebert, Vorstandsvorsitzender der DB Station & Service AG, im Geschäftsbericht für 2005 dieser Gesellschaft.
„Der geplante Bahnhofs-Ausverkauf verstößt krass gegen diesen selbst proklamierten Grundsatz“, kritisierte Winfried Wolf vom Bündnis „Bahn für Alle“. „Wer diese Ziel- und Endpunkte um die Empfangsgebäude kappt, verschlechtert das gesamte System Schienenverkehr.“ Die Bahn verkaufe die Empfangsgebäude dort, wo sie sich aus dem Verkehrsbetrieb zurückziehe. Die wertvollen Bahnhöfe in den Zentren großer Städte dagegen behalte die Bahn in ihrem Eigentum. Das sei bereits ein Vorzeichen der Privatisierung und der Konzentration auf profitträchtigen Fernverkehr.
„Bahn für Alle“ dokumentiert an den Beispielen Weldenbahn in Bayern, Inselbahnhof Lindau/Bodensee und Hannoverscher Bahnhof in Hamburg, wie die Bahn vor hundert und mehr Jahren Bahngelände gratis von den Städten erhielt, oft mit der klaren Auflage, darauf Schienenverkehr zu betreiben. „Wenn die Bahn diese Immobilien nicht mehr für den Bahnverkehr nutzen will, dann müssen sie in das Eigentum der Kommunen rückübertragen werden“, verlangt Hendrik Auhagen von „Bahn für Alle“. Das Bündnis stützt sich dabei auch auf Aussagen des ehemaligen Hamburger Bürgermeisters und Notars Henning Voscherau. Das Bündnis „Bahn für Alle“ wird getragen von Attac, Bahn von unten, BUND, Bürgerbahn statt Börsenbahn, Eurosolar, Grüne Jugend, NaturFreunde Deutschlands, Robin Wood, Umkehr, VCD Brandenburg sowie Verdi und setzt sich ein für eine verbesserte Bahn in öffentlicher Hand.
Für Rückfragen:
- Winfried Wolf (Attac), 0177 / 67 244 377
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