Bahn zerstört wertvolle IR-Waggons – Eigentümer Bund schaut zu

Die systematische Zerstörung von wertvollen Reisezugwagen und Bistros der ehemaligen Zuggattung „Interregio“ ist für das Bündnis „Bahn für Alle“ beispielhaft für das Projekt „Kapitalprivatisierung der Deutschen Bahn AG“.

Die Deutsche Bahn AG lässt bei Chemnitz aus den Beständen der Zuggattung Interregio rund 150 Reisezugwagen, 8 Bistrowagen und 12 Fahrrad-Gepäckwagen systematisch zerstören. Die Wagen befinden oder befanden sich in einem einsatzbereiten Zustand. Das Material hat einen geschätzten Wert von mehreren Hundert Millionen Euro. Otto Wiesheu, Mitglied des Bahnvorstands, erklärte am 1. Juni im Verkehrsausschuss des Bundestags, es sei das Recht der Bahn, so zu verfahren; im übrigen müsse verhindert werden, dass die Konkurrenz sich mit dem rollenden Material Vorteile verschaffe. Einige Beobachter sehen in dem Vorgehen ein typisches Beispiel für einen „staatlichen Monopolisten“. Die Kampagne „Bahn für Alle“ widerspricht. Die Maßnahme sei ein typisches Beispiel für die zerstörerischen Wirkungen einer Privatisierung der Bahn. Dies aus drei Gründen:

Erstens stand die Zuggattung Interregio für eine „Flächenbahn“, einen Schienenverkehr, der auch Regionen erschließt, in die kein ICE kommt. Seit der IR verschwand, wurden große Regionen (wie die Ostsee-Küste, Ostfriesland, Oberschwaben/Bodenseegebiet) ganz oder weitgehend vom Schienenfernverkehr abgehängt. Mit dem Abbau des IR wurde Ende der neunziger Jahre, ab Beginn der Orientierung auf einen Bahnbörsengang, begonnen. Mit der weiteren Privatisierung soll die Bahn in der Fläche nochmals stark reduziert und u.a. 5000 km Schienen gekappt werden.

Zweitens wurde der IR weitgehend kostendeckend betrieben. Nur eine Bahn in öffentlichem Eigentum ermöglicht einen Schienenverkehr, der gerade eine „schwarze Null“ schreibt. Es ist vor allem die Renditeorientierung, wegen der diese Zuggattung zerstört wurde. Private Investoren wollen mindestens vier Mal höhere Renditen als derzeit gegeben. Sie werden noch mehr Züge und Strecken kappen, die aus ihrer Sicht unrentabel sind.

Drittens nimmt die Zerstörung des IR-Materials die materielle Privatisierung teilweise vorweg. Der Bund könnte diesen Akt stoppen. Ihm gehört die DB AG noch zu 100 Prozent. Er bzw. die Steuerzahlenden finanzieren den Schienenverkehr in erheblichem Maß. Dafür müsste der Bund aber im Aufsichtsrat seiner Verantwortung gerecht werden. Bahn für Alle meint: Eine Bahn in öffentlichem Eigentum muss auch eine Bahn in öffentlichem Interesse sein!

Für Rückfragen: Winfried Wolf, 0177 / 672 4437, presse@bahn-fuer-alle.de