Konkurrenz zum staatlichen Angebot Frankreich erteilt Bürgerbahn Betriebserlaubnis
In Frankreich geht eine als Kooperative organisierte Bürgerbahn an den Start, die von der Staatsbahn SNCF vernachlässigte Regionen mit eigenen Zügen verbinden möchte. Das Umweltministerium in Paris erteilte der Bahngesellschaft Railcoop die Betriebserlaubnis, wie am Mittwoch bekannt gegeben wurde.
Seit Dezember vergangenen Jahres dürfen sich auch andere Unternehmen als die SNCF auf bestimmte Strecken bewerben. Grundlage ist die Öffnung des innerfranzösischen Personenzugverkehrs für die Konkurrenz.
Als erste Verbindung im Personenverkehr möchte Railcoop ab Juni nächsten Jahres Direktzüge auf der Querverbindung zwischen Lyon und Bordeaux anbieten, die von der SNCF 2014 eingestellt wurden. Weitere Verbindungen von Thionville nach Lyon und von Rennes nach Toulouse sind in Planung.
Noch ist die SNCF allein auf Frankreichs Bahngleisen unterwegs
Foto: Sandrine Marty / Hans Lucas / IMAGO»Mit Railcoop tun sich zum ersten Mal Bürger, Eisenbahner, Firmen und Kommunen zusammen, um der Bahn neues Leben einzuhauchen«, sagte Railcoop-Direktor Nicolas Debaisieux. Dabei gehe es darum, sich dem Rückzug der Bahn aus der Fläche entgegenzustellen.
Betrieb ohne Subventionen
In den vergangenen zehn Jahren habe die Bahn in Frankreich 19 Prozent ihrer Personenbahnhöfe geschlossen, insgesamt 644 Haltestellen. Über tausend Kilometer Strecke seien seit 2015 stillgelegt worden. Statt in neue Schnellstrecken zu investieren, müsse die bestehende Infrastruktur besser genutzt werden, so Debaisieux. Die Bahn schütze das Klima und die Umwelt.
Die als gemeinnützige Genossenschaft organisierte Bahngesellschaft hat bereits 9142 Mitglieder , darunter Gebietskörperschaften, Kommunen sowie Finanz- und Technikpartner. Die Kooperative will ohne öffentliche Subventionen auskommen und neben Personenzügen auch Güterzüge fahren lassen. In zwei Monaten soll eine erste Verbindung zu einem Umschlagbahnhof in Toulouse genutzt werden.