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Luisa Neubauer „gerührt“ von Andreas Scheuer – Europäisches Bahnprojekt als Klimaretter?

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Luisa Neubauer
Klimaaktivistin Luisa Neubauer. (Archivfoto) © Stefan Boness/IPON/Imago Images

Europa will durch ein neues Bahnprojekt das Klima schützen und gräbt dabei eine alte Idee aus. Die Reaktionen halten sich gemischt.

Frankfurt/Berlin – In den kommenden Jahren soll der grenzüberschreitende Bahnverkehr in Europa stärker gefördert werden. Ziel ist offenbar, den Klimaschutz voranzubringen. Zentraler Aspekt dessen soll das Comeback des „TransEuropExpress“ sein. Das sieht ein Konzept vor, dem am Montag (17.05.2021) zahlreiche Verkehrsministerien in Europa zustimmten. Dafür seien allerdings „Güterverkehrskorridore, die mit der Straße konkurrieren können“ sowie „Hochgeschwindigkeits- und Nachtzugverbindungen im Personenverkehr, die mit dem Flugzeug konkurrieren können“ nötig, betonte Deutschlands Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU).

Geplant ist demnach, dass „TEE 2.0.“ mindestens drei Staaten über mehr als 600 Kilometer Schienennetz verbindet. Auf diese Weise sollen Menschen relativ zügig innerhalb Europas reisen können. Ziel sei es, eine tatsächliche Alternative zum Flugzeug zu ermöglichen, hieß es. Die Idee des „TransEuropExpresses“ ist hingegen nicht neu: Die Züge mit ihrem charakteristischen bordeauxrot-beigen Außenanstrich waren zu Zeiten des Wirtschaftswunders in den 1950er Jahren ins Leben gerufen worden, als Auto und Flugzeug der Bahn bereits starke Konkurrenz machten und vor allem Geschäftsreisende, die auf Geschwindigkeit und Komfort beim Reisen besonderen Wert legten, sich zunehmend von der Bahn abwandten. Abgelöst wurden die „TEE“-Züge 1987 durch den „Eurocity“.

Neues Bahnprojekt soll Klima schützen: Luisa Neubauer reagiert auf Andreas Scheuers Tweet

Die Reaktionen auf den europäischen Vorstoß fielen gemischt aus. Am öffentlichkeitswirksamsten reagierte Klimaaktivistin Luisa Neubauer. Auf ein Statement Scheuers bei Twitter hin antwortete sie: „Weiß nicht, ob ich schon mal ein so sinnvolles Statement von Ihnen gelesen habe.“ Scheuer hatte darin betont: „Die umweltfreundliche Bahn muss mit dem Flugzeug in ganz Europa konkurrieren können.“ In einer zweiten Antwort schrieb Neubauer ironisch, dass sie „etwas gerührt“ sei. In der Vergangenheit war die Klimaaktivistin durch lautstarke Kritik am Verkehrsminister, insbesondere von der Bewegung Fridays for Future formuliert, aufgefallen – beispielsweise in puncto Verkehrswende. Zuletzt hatte Neubauer mit scharfer Kritik Armin Laschet und Hans-Georg Maaßen für Diskussionen gesorgt.

Verkehrsminister Andreas Scheuer
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU). (Archivfoto) © Political Moments/Imago Images

Auch aus der Wirtschaft gab es Reaktionen auf das Konzept: Der Bundesverband der deutschen Industrie erklärte beispielsweise, eine Verlagerung auf die Schiene klappe „nur dann, wenn das System Schiene an Attraktivität gewinnt“. Zum Erreichen der Verlagerungsziele im Verkehrssektor sei allerdings auch nötig, dass „der Schienenverkehr massiv Rückenwind mit öffentlichen Investitionen und einem innovationsfördernden Regelwerk erhält“, forderte der stellvertretende BDI-Hauptgeschäftsführer Holger Lösch. Der Verband der Bahnindustrie in Deutschland (VDB) betonte, dass für eine „Mobilitätsrevolution“ Digitalisierung und Automatisierung der Schiene mit mehr Geschwindigkeit vorangetrieben werden müssten. „Die digitale Schiene kann europäische Metropolen bereits heute so schnell verbinden wie Flugzeuge - bei nahezu null Emissionen“, erklärte VDB-Präsident Andre Rodenbeck. „Für den europaweiten Erfolg muss Bahnverkehr jetzt flächendeckend grenzüberschreitend ausgebaut werden.“

Massiven Gegenwind bekam Scheuer aus der Opposition: Lorenz Gösta Beutin, Bundestagsabgeordneter der Linken, kritisierte, dass das Schienennetz unter CDU/CSU und SPD „massiv gefleddert“ worden sei. Bei dem „TEE“-Projekt handle es sich lediglich um „ferne Zukunftsmusik“. Matthias Gastel, Bundestagsabgeordneter der Grünen und bahnpolitischer Sprecher seiner Partei, sprach von einem „Gipfel der Unverbindlichkeit“. „Reine Symbolpolitik“ nannte Torsten Herbst, FDP-Bundestagsabgeordneter und Obmann im Verkehrsausschuss, Scheuers Vorstoß. Um das Klima zu schützen und zeitgleich den Schienenverkehr zu fördern, brauche es konkretere Projekte, war sich die Opposition einig. (tu mit AFP)

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